Donnerstag, 15. Oktober 2009

Foto-Tagebuch




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Donnerstag, 1. Oktober 2009

Club der Getesteten - 28.9.

Auch unser letzter Tag in Iringa fing damit an, dass wir früh von Mangulisa abgeholt wurden. Wir fuhren in ein Dorf, um uns die HIV/Aids-Arbeit der lutherischen Kirche anzuschauen. Nach einer kurzen Begrüßung im „Club der Getesteten“ teilten wir uns in zwei Gruppen auf und bekamen tatsächlich die Gelegenheit, in die Hütten der Betroffenen zu gehen und mit ihnen zu reden. Aids-Patienten in Tansania bekommen kostenlos Medikamente, die Kirchen helfen bei der Verteilung, der Beratung und unterstützen die Familien konkret mit Hilfe zur Selbsthilfe.

Ich hoffe, dass es nicht den Blog sprengt, wenn ich die beiden Familien beschreibe, die wir besuchten. Zuerst setzten wir uns in einen kleinen Innenhof zwischen zwei Lehmhütten. Auf den Stufen ihres Hauses saßen Formena Sango (42) und Erias (48), seit 20 Jahren verheiratet. Sie haben Kinder im Alter von 20, 16, 14 und 12 Jahren, die an diesem Vormittag nicht zuhause waren. Sie erzählten erstaunlich ruhig und gelassen, wie bei ihnen die Krankheit deutlich wurde, welche Kinder infiziert wären und wie sie jetzt mit der Krankheit lebten. Selbst wer einen Moment daran gedacht hätte zu fragen: „Und wie haben sie eigentlich die Krankheit bekommen?“, tat es nicht. Wahrscheinlich hätten sie es gesagt. Letztlich wissen wir alle, wie man Aids bekommt. „Zur Sache“ ging es dagegen in der anderen Familie. Hier saßen wir vor den Hinterbliebenen – eine 35jährige, infizierte Frau mit ihrer Mutter. Zwei ihrer drei Kinder waren schon verstorben. Ihr Mann hatte andere Frauen –tagsüber arbeitete er in der Tabakfabrik, ging danach trinken und suchte sich andere Frauen. Sie erzählte, wie er nachts um eins an die Tür klopfte, und sie ihn hereinlassen musste. Bis zu seinem Tod hatte er sich nicht testen lassen und wahrscheinlich unzählige Frauen angesteckt.
Ich glaube niemand hatte erwartet, an diesem Tag so offene Worte zu hören. Die Offenheit ist Teil der Kampagne. Die kooperierenden Familien bekommen vom Club ein Startkapital – Schweine, Geflügel – und können sich mit deren Pflege und Zucht das Geld zum Überleben sichern.


Der Nachmittag blieb für die dringendsten Erledigungen. Zum letzten Mal gingen wir im bezaubernden Café des Neema Craft Centres Mittagessen. Babu und Bibi (Doris und Klaus-Peter Otto) trafen sich mit Gemeindeältesten, die meisten kauften noch ein paar Kangas und Schnitzereien. Zum Abendessen gesellten sich einige Angestellte des Headquarters zu uns u.a. Naiman Chavalla, der die Reise organisiert hatte und Protas Kanemela von Radio Furaha.


alte Huruma-Fotos, ein Hahn wird versteigert

Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang – 27.9.

Wieder so ein übervoller Tag. Wieder mit Gottesdiensten ab 7 Uhr morgens. Und wieder so viel Neues. Nach dem ersten Gottesdienst wurden z.B. Naturalien versteigert, die anstelle der Kollekte mit zum Gottesdienst gebracht wurden, vier Eier und ein Hahn. Die Methode hieß „amerikanisch“ und bedeutete, dass jeder, der mitgesteigert und verloren hatte, ebenfalls bezahlen musste – nämlich den Betrag, um den er erhöht hatte. So kamen am Ende für den Hahn über 20000 Tsh (11 €) zustande. Die Gewinnerin, eine Dänin, schenkte ihn außerdem der Gemeinde. Etwas wacher fuhren wir zum Preaching Point in Kigambo, einem modernen achteckigen Gebäude ganz in der Nähe des Huruma-Centres zum zweiten Gottesdienst an diesem Tag. Die meisten Teilnehmer waren Kinder – nicht nur aus dem Centre. Die Liturgie war die gleiche, Holger predigte über Mt 19, die Kinder sangen und tanzten und wir präsentierten unsere „Hits“, „Er ist erstanden“ und „Vom Aufgang der Sonne“ (nachdem wir im ersten Gottesdienst mit „Lobet und preiset Ihr Völker den Herrn“ nicht so recht überzeugen konnten). Von Anfang an war die Gruppe geteilt gewesen. Einige hatten sich Reinhard Kees vom Berliner Missionswerk angeschlossen, der erst um zehn predigen musste – in Ilula, eine halbe Stunde entfernt von Iringa. Danach fuhren sie zum Chorwettbewerb an die Tumaini Universität, zu dem wir sechs eigentlich auch stoßen sollten. Zunächst aber gingen wir nämlich zum Huruma-Centre, das heute ein Kinderfest für die ganze Nachbarschaft veranstaltete. Volker und Julia hatten Spielmaterial eingekauft – ein Tau, Säcke und Bälle zum Dosenwerfen. Die Kinder hingen wie Magneten an ihnen und es machte allen wahnsinnig viel Spaß. As time went by (und wie immer schneller als vorstellbar) war es Abend und das Kinderfest und der Chorwettbewerb vorbei. Vielleicht schreiben Babu und Bibi, Christian, Kees oder Florian in den nächsten Tagen noch darüber. Zum Dinner im Lutheran Centre kamen Mangulisa und seine Familie.
An diesem Abend griffen wir eine Idee auf, die in den letzten Tagen langsam gereift war: Wir entschlossen uns, spontan vor der Abreise innerhalb der Gruppe und privat Geld für Decken für Lutangilo zu sammeln. Am Ende kamen 600000 Tsh zusammen. (Das reichte für 60 Decken, die inzwischen im Head Office auf ihren Transport in die Berge warten.)