Donnerstag, 1. Oktober 2009

Club der Getesteten - 28.9.

Auch unser letzter Tag in Iringa fing damit an, dass wir früh von Mangulisa abgeholt wurden. Wir fuhren in ein Dorf, um uns die HIV/Aids-Arbeit der lutherischen Kirche anzuschauen. Nach einer kurzen Begrüßung im „Club der Getesteten“ teilten wir uns in zwei Gruppen auf und bekamen tatsächlich die Gelegenheit, in die Hütten der Betroffenen zu gehen und mit ihnen zu reden. Aids-Patienten in Tansania bekommen kostenlos Medikamente, die Kirchen helfen bei der Verteilung, der Beratung und unterstützen die Familien konkret mit Hilfe zur Selbsthilfe.

Ich hoffe, dass es nicht den Blog sprengt, wenn ich die beiden Familien beschreibe, die wir besuchten. Zuerst setzten wir uns in einen kleinen Innenhof zwischen zwei Lehmhütten. Auf den Stufen ihres Hauses saßen Formena Sango (42) und Erias (48), seit 20 Jahren verheiratet. Sie haben Kinder im Alter von 20, 16, 14 und 12 Jahren, die an diesem Vormittag nicht zuhause waren. Sie erzählten erstaunlich ruhig und gelassen, wie bei ihnen die Krankheit deutlich wurde, welche Kinder infiziert wären und wie sie jetzt mit der Krankheit lebten. Selbst wer einen Moment daran gedacht hätte zu fragen: „Und wie haben sie eigentlich die Krankheit bekommen?“, tat es nicht. Wahrscheinlich hätten sie es gesagt. Letztlich wissen wir alle, wie man Aids bekommt. „Zur Sache“ ging es dagegen in der anderen Familie. Hier saßen wir vor den Hinterbliebenen – eine 35jährige, infizierte Frau mit ihrer Mutter. Zwei ihrer drei Kinder waren schon verstorben. Ihr Mann hatte andere Frauen –tagsüber arbeitete er in der Tabakfabrik, ging danach trinken und suchte sich andere Frauen. Sie erzählte, wie er nachts um eins an die Tür klopfte, und sie ihn hereinlassen musste. Bis zu seinem Tod hatte er sich nicht testen lassen und wahrscheinlich unzählige Frauen angesteckt.
Ich glaube niemand hatte erwartet, an diesem Tag so offene Worte zu hören. Die Offenheit ist Teil der Kampagne. Die kooperierenden Familien bekommen vom Club ein Startkapital – Schweine, Geflügel – und können sich mit deren Pflege und Zucht das Geld zum Überleben sichern.


Der Nachmittag blieb für die dringendsten Erledigungen. Zum letzten Mal gingen wir im bezaubernden Café des Neema Craft Centres Mittagessen. Babu und Bibi (Doris und Klaus-Peter Otto) trafen sich mit Gemeindeältesten, die meisten kauften noch ein paar Kangas und Schnitzereien. Zum Abendessen gesellten sich einige Angestellte des Headquarters zu uns u.a. Naiman Chavalla, der die Reise organisiert hatte und Protas Kanemela von Radio Furaha.

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