Puenktlich um 7 standen wir vor der Kathedrale, in der schon mehrere hundert Menschen sassen. Was wir bis 14 Uhr erlebten, war tatsaechlich dreimal Mal der gleiche Gottesdienst, in dem wir den 30. Jahrestag der Partnerschaft feierten. Die gleiche Vorstellungsrunde, der gleiche Vortrag ueber die Geschichte der Partnerschaft (jeder weiss jetzt, wieviel Fahrraeder wann nach Tansania gebracht wurden) und der gleichen Predigt von Holger Dannenmann ueber Zaccharias, dem Zoellner, der auf einem Baum kletterte und von Jesus heruntergeholt wurde und sich bei ihm einladen liess. Auch die Lieder, die auf die wir uns geeinigt hatten ("Lobet und preiset Ihr Voelker den Herrn", "Wohl denen, die da wandeln" und "Er ist erstanden" in deutsch und kisuaheli) koennen jetzt endlich alle auswendig. Dreimal wurde einfach deshalb gefeiert, weil die Kirche dreimal voll wurde. Trotzdem hatte jeder Gottesdienst seine eigene Schoenheit - nicht zuletzt, da in jedem andere Choere sangen. Wir ueberreichten alle Fussbaelle und Gruesse, die uns aufgetragen wurden, und alles wurde herzlich und froh in Empfang genommen. Gruesse u.a. auch von "Dean Herpich", der in Berlin geblieben war und heute an einem Marathon teilgenommen hat. Ich hoffe, er war in seinem Marathon schneller, als wir in unserem Gottesdienst-Marathon, der knapp 7 Stunden dauerte.
Diese Partnerschaft ist jetzt schon aelter als 4 unserer Mitreisenden (Julia, Florian, Christian und Volker). Und doch ist sie fuer Neuhinzukommende (wie Holger und mich) wie ein grosses neues Geschenk. Die tansanische Gesellschaft erscheint mir sehr interessant. Offenbar gibt es keine grosse "Schere" in der Gesellschaft. Alles ist sehr einfach, aber es fehlt der Kontrast, der Reichtum. Selbst in einer Grossstadt wie Iringa gibt es keine Einkaufsstrassen, Boutiquen oder gar Drogeriemaerkte. Alles, was man zum Leben braucht (aber auch nicht viel mehr) wird auf dem Markt verkauft. Und wirklich niemand bettelt oder draengt einen zum Einkaufen.
Am Nachmittag machten wir noch einen Blitzbesuch (endlich, endlich) dort, wovon wir schon soviel gehoert und gelesen, und wofuer wir vielleicht auch schon gespendet haben - dem Huruma Waisenhaus. Dieser Besuch diente einzig dem Ziel, unsere Baeuche zu fuellen, denn der offizielle Besuch ist erst fuer morgen geplant. Toll war es trotzdem, sich gemeinsam mit den Kindern ueber das Essen herzumachen und Mama Chilewa kennengelernt zu haben.
Jetzt wird es langsam wieder Abend. Nach dem Abendessen und der Auswertung, die meistens eine Stunde dauert, gehen wir oft kurz noch in eine Bar um die Ecke, in deren Garten kleine strohgedeckte Huetten stehen um noch ein Bier oder eine Cola zu trinken. (Ist es eigentlich unanstaendig, bei einer Partnerschaftsreise von einer "Stammkneipe" zu sprechen?)